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  Einführung in die ABC-Analyse

Das Einsatzgebiet der ABC-Analyse ist sehr vielfältig. Ursprünglich wurde dieses Analyseverfahren in der Materialwirtschaft zur Optimierung von Beschaffungsaktivitäten genutzt. Die ABC-Analyse ist ein einfach anzuwendendes Instrument und wird heute in vielen Bereichen als Analyse-Werkzeug eingesetzt, um bedeutsame Objekte zu identifizieren. Mit dem Tool können bei großen Datenbeständen und komplizierten Sachverhalten Prioritäten gebildet und bei beschränkten Ressourcen die Konzentration auf die wesentlichen Sachverhalte und ausschlaggebenden Maßnahmen gerichtet werden, welche den höchsten Erfolg versprechen.
 

  Funktion der ABC-Analyse

Die ABC-Analyse teilt eine Menge von Objekten in die Klassen A, B und C auf, welche nach absteigender Bedeutung geordnet sind. Typische ABC-Analysen geben z.B. an, welche Materialien hohe Bestandswerte und somit eine hohe Kapitalbindung haben (A) und welche die geringsten (C) oder auch welche Kunden am stärksten am Umsatz beteiligt sind (A) und welche am wenigsten (C).
 
Die Grundlagen der ABC-Analyse gehen zurück auf die "80/20 Regel" (Paretoprinzip) sowie die nach Max Otto Lorenz benannte Lorenz-Kurve. Ihr Aufbau besteht in der Regel aus zweidimensionalen Wertepaaren. Diese Wertepaare werden zunächst nach Größe sortiert und danach kumuliert in drei Klassen eingeordnet:
A-Klasse: hoher Wert-, geringer Mengenanteil
B-Klasse: mittlerer Wert- und Mengenanteil
C-Klasse: geringer Wert- und hoher Mengenanteil
 
Aus diesen Daten kann zur Visualisierung ein Paretodiagramm erstellt werden. Die Bezeichnung der Klassen wird auch als
A = sehr wichtig und sehr dringend
B = wichtig und dringend
C = weniger wichtig und weniger dringend genutzt.
 
ABC-Analysen ergeben erfahrungsgemäß in etwa folgende Wertanteile vom Gesamtwert:
A-Objekte: 80%
B-Objekte: 15%
C-Objekte:   5%
 

  Vorgehensweise

Bei der Erstellung einer ABC-Analyse z.B. für die Bestandsanalyse mittels einer Tabellenkalkulation geht man wie folgt vor:
 
Zunächst werden die Materialien entsprechend ihrem Anteil am Gesamtbestandswert absteigend sortiert. Dann wird der prozentuale Wert einer Materialposition am Gesamtwert berechnet sowie der kumulierte Prozentwert und der kumulierte Anteil der Positionen an der Gesamtanzahl aller Positionen. Schließlich wird die Klasseneinteilung vorgenommen, wobei sich die Klassengrenzen dabei an den oben beschriebenen Werten richten sollten, im Grunde jedoch willkürlich gewählt werden können.
 
Vorteil der ABC-Analyse ist es, dass nicht alle Materialien, Produkte, Kunden etc. mit der gleichen Aufmerksamkeit bearbeitet und mit höchster Priorität behandelt werden müssen, sondern dass die Priorisierung nach der Analyse auf die A-Objekte (gem. Pareto / 80-20-Prinzip) eingeschränkt werden kann. Dem obigen Beispiel aus der Materialwirtschaft folgend ist damit z.B. eine Reduktion der Lagerkosten durch Konzentration auf die A-Materialien (80% vom Wert) möglich, während B- und C-Materialien zunächst vernachlässigt und durch automatische Bestellverfahren disponiert werden.
 
Die ABC-Analyse kann zur ABC/XYZ-Analyse erweitert werden, wenn neben der Klassifizierung in A, B und C noch eine weitere Priorisierungskategorie (z.B. Häufigkeit des Einkaufs) hinzu genommen wird. Man erhält dann eine 3x3-Feldermatrix (Bubblediagramm). Mit den Kategorien "Eintrittswahrscheinlichkeit" und "Folgekosten" wird dieses Vorgehen z.B. in der Risikoanlayse verwendet.
 

  Vorteile der ABC-Analyse

  • Die Komplexität großer Datenmengen wird durch die Einteilung in nur drei Klassen reduziert
  • Die Methode ist einfach anwendbar, bereitet geringen Aufwand und benötigt keine besondere Einarbeitung
  • Die Ergebnisse können übersichtlich grafisch dargestellt werden (z.B. mittels Lorenz-Kurve)
  • Die Methode ist flexibel und kann in vielfältigen Situationen eingesetzt werden
  • Die Priorisierung lenkt den Blick auf das Wesentliche
  • Es werden unrentable Anstrengungen vermeiden, wenn auf A-Objekte fokussiert wird
  • Die Methode identifiziert schnell Schwerpunkte für Rationalisierungen und Einsparpotentiale

 

  Nachteile, Risiken und Grenzen der ABC-Analyse

  • Die Einteilung in nur drei Klassen kann für bestimmte Problemstellungen zu grob gewählt sein, wobei durch Definition freier/mehrerer Klassen die Analyse angepasst werden kann
  • Die Klassenbildung geschieht willkürlich und muss nicht zwingend zur Situation passen
  • Die Einstufung hängt von nur einem Kriterium ab und vereinfacht damit die Fragestellung ggfs. zu extrem
  • Es werden keine qualitativen Faktoren berücksichtigt
  • Es werden keine zukünftigen Potenziale und/oder Veränderungen betrachtet, sondern lediglich eine Ist-Situation
  • Die Daten müssen vollständig und korrekt vorliegen

 

  Weitere Anwendungsmöglichkeiten für die ABC-Analyse

Weitere Anwendungsmöglichkeiten für die ABC-Analyse sind u.a.:

  • Identifikation der wirtschaftlichsten Produkte im Sortiment
  • Identifikation der wichtigsten Kunden abhängig von ihrem Umsatz
  • Identifikation der wichtigsten Lieferanten
  • Priorisierung von Aufgaben im Zeitmanagement, um den Projektfortschritt zu beschleunigen

 

  ABC-Analyse-Tool (Excel)

Mit unserem kostenlosen ABC-Analyse-Tool steht eine stark automatisierte Excel-Vorlage zum Erstellen von ABC-Analysen samt Auswertung und graphischer Darstellung zur Verfügung. Zum ABC-Analyse-Tool 
 

  Ergänzungen zur ABC-Analyse?

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